Georg Philipp Telemann Tafelmusik

Musique de table

Mutzenbecher - Oratorium auf Worte von Prof. Michael Richey  

Music for the golden wedding of the Hamburg couple Mutzenbecher

Teil I -  Vor der Einsegnung 

EINGANGSCHORAL

Herr Gott, dich loben wir, Herr Gott, wir danken dir.Dich, Gott Vater in Ewigkeit, ehret die Welt weit und breit.All Engel und Himmelsheer und was dienet zu deiner Ehr, auch Cherubim und Seraphim singen immer mit hoher Stimm: Heilig ist unser Gott, der Herre Zebaoth. 

REZITATIV - Bass

O dreimal heilger Herr der Scharen, lass einen holden Gnadenstrahl vor deiner Wohnung unbegriffnem Saal auf unsre Niedrigkeit bei diesem Dienste fahren. Verschliess dein Ohr, das sonst nur Himmelsheere füllen, vor keinem Menschenchor um seiner Erd und Asche willen. 

ARIE - Sopran

Laß nebst den starken Cherubinen ein schwaches Heilig dich bedienen, o Ursprung selbst der Dankbeflissenheit.Von deinem Geist hat unser Geist die Stärke, dein teurer Sohn erwirbt dem Lippenwerke die Gueltigkeit. 

REZITATIV - Baß

Hier nähert sich zu deines Thrones Füssen ein hochbegnadigt Ehepaar. Die Freude lässt geweihte Tränen fliessen;die Liebe baut den Dankaltar;die Andacht legt ein zwiefachs Herze voll edler Flammen dar; der Glaube naehret Glut und Herze; die Demut weiss den wundersehnen Tag, den du anjetzt erscheinen lassen, kaum heilig g'nug zu fassen. Die Ehre treibt hervor, was Geist und Mund vermag. Und wer allhier als Mensch, als Freund, als Christ nicht ungerührt, nicht kalt, nicht herzlos ist, füllt ihrem Lobgesang mit hellen Worten zu:

Alle O Herr, es ist kein Gott wie du! 

CHORAL

Dein goettlich Macht und Herrlichkeit geht ueber Himmel und Erden weit. Der heiligen zwoelf Boten Zahl und die lieben Propheten all, die teuren M�rt'rer allzumal loben dich, Herr, mit grossem Schall. Die ganze werte Christenheit ruehmt dich auf Erden allezeit.Dich, Gott Vater im hoechsten Thron, deinen rechten und eingen Sohn, den Heilgen Geist und Troester wert mit rechtem Dienst sie lobt und ehrt. 

REZITATIV - Tenor

So recht, ihr graubekr�nten beiden, la�t Dank und Ruhm, la�t Ehre, Lob und Preis, und was f�r Opfer sonst sich Gott gefaellig weiss, von eurer h�chst erlaubten Freude den Mittelpunkt und HauptWerk sein! Hier stimmen Kind und Kindeskinder ein. Bringt her dem Herren Ehr und St�rke! Ausnehmend sei der Lobspruch seiner Werke! Denn er nimmt euch und euer Haus von vielen hundert andern aus. Ein f�nfzigj�hrigs Eheglueck zieht eure taumelnden Gedanken auf Gnade, die fast ohne Schranken, auf Wohltat ohne Zahl zur�ck.

Und alle, die euch sehen an diesem Jubeltag in sch�nster Feier stehen, zwingt euer Gl�ck, dem Gott so gro�en Vorzug gab, dies ehrerbietigste Gest�ndnis ab. 

CHOR Siehe, also wird gesegnet der Mann, der den Herrn f�rchtet. 

REZITATIV - Sopran

Erw�gt, Gl�ckselge, wie ihr tut, mit welchem Strom, mit welcher Flut so mancher Segen sich auf euer Haupt gegossen, wie fruchtbar und wie ungetrennt der Rebenstock den Ulmenbaum umschlossen, wie reichlich euch des milden Gebers Hand ein auserw�hltes Vaterland, Gesundheit, Leben, Gut, Geschlecht, Verdienst und Ehre nach eigner Herzenlust geg�nnt. Sagt, was von Zeitlichem noch mehr zu w�nschen w�re! 

ARIE - Ba�

Paar, dem tausend andre weichen, jauchze, singe, gro�e Dinge hat dein Gott an dir getan. R�hme seiner Gnade Zeichen! Denn zu deiner Jahre Ziele kommen viele nicht hinan. 

REZITATIV - Tenor

So sprecht demnach, ihr Hochbegabten, sprecht mit h�chstem Recht und mit erkenntlichstem Bedacht: Wer sind wir, Herr, da� du uns bis hierher gebracht, du s�ttigst uns nicht nur mit langem Leben, du zeigst uns auch, o Seelengut, dein Heil, und dies ist unser bestes Teil. Dies ists, was wir voraus mit Dank und Ruhm erheben.

Wohl uns, die wir von erster Jugendzeit rechtgl�ubig deinen Sohn als unsern Heiland nennen und mit der reinen Christenheit in lautrem Dienst also bis in den Tod bekennen. 

CHORAL

Du K�nig der Ehren, Jesu Christ, Gott Vaters ewger Sohn du bist; der Jungfrau Lieb nicht hast verschm�ht, zu erl�sen das menschlich Geschlecht. Ein Richter du zuk�nftig bist, alles, das tot und lebend ist. Du hast dem Tod zerst�rt sein Macht und all Christen zum Himmel bracht. Du sitzt zur Rechten Gottes gleich mit aller Ehr ins Vaters Reich. Ein Richter du zuk�nftig bist alles, das tot und lebend ist. 

REZITATIV - Baß

Nun aber, o du nie verk�rzte Handerhebe dich noch einmal, uns zu segnen! Allsehend Auge, sei unabgewandt! La� H�chster, da wir jetzt mit Danken und mit Beten vor deine Majest�t in tiefster Ehrfurcht treten, die Segensengel uns begegnen. Ach, la� auf unsrer Ehe Bund, den wir, als wiederholt, mit neuer St�rke schlie�en, durch deines treuen Dieners Mund der Gnade neuen Ausbruch flie�en. Inzwischen soll ein jedes Herz, das deines Ruhmes voll, durch Lippenopfer sich noch unabl�ssig zeigen. Es soll ein gl�ubig frohes Lied den hochgeseBnen Herrn, der auf das Niedre sieht, zu unsrer Bitte neigen. 

ARIE UND CHOR

Erschallender Lobgesang, verl�ngre den Freudenklang durch wechselnde Lieder. Durchdringe der fl�chtigen Wolken H�he und bringe f�r diese verj�ngte Ehe den Segen hernieder. 

CHORAL

Es danke, Gott, und lobe dich das Volk in guten Taten: Uns segne Vater und der Sohn, uns segne Gott der Heilge Geist dem alle Welt die Ehre tu, vor ihm sich f�rchte allermeist. Nun sprecht von Herzen: Amen!

Das Land bringt Frucht und bessert sich, dein Wort ist wohlgeraten.Uns segne Vater und der Sohn; uns segne Gott der Heilge Geist dem alle Welt die Ehre tu, vor ihm sich fürchte allermeist.

Nun sprecht von Herzen: Amen!

 

Teil II - Nach der Einsegnung 

CHORAL

Nun hilf uns Herr, den Dienern dein, die mit dein'm teuren Blut erl�set sein; la� uns im Himmel haben teil mit den Heilgen im ewgen Heil. Hilf deinem Volk, Herr Jesu Christ, und segne, was dein Erbteil ist, wart und pfleg ihr zu aller Zeit, und heb sie hoch in Ewigkeit. 

ARIE  - Baß

Wundergott von Tat und Namen, f�ge dein allm�chtigs Amen jedem Wunsch und Seufzer bei. La� an unserm Wohlergehen Zeichen sehen, da� dein Wort wahrhaftig sei. 

REZITATIV -Tenor

Ja Herr, du kannst und wirst's nicht lassen, mit Gnadenarmen uns noch ferner zu umfassen. Du bist getreu; wohlan! so wird auch hier dein treues Herze walten. Und, will gleich unsre Kraft veralten, ist deine Lieb und Huld doch alle Morgen neu. Beflamme nur des schwachen Glaubens Licht; begr�nde Trost und Zuversicht, und h�re kein Gebet vergebens, o Herr und Meister unsers Lebens! 

ARIE - Tenor

Erm�det nicht, ihr Vaterh�nde, macht eures Wohltuns noch kein Ende, reicht ferner Hilfe, St�tz' und Stab. Ach, leitet, g�ngelt, hebet, traget und wenn wir: Es ist g'nug! gesaget, so legt uns selber sanft ins Grab. 

REZITATIV - Ba�

Schau, milder Gott, es stehn an unsrer Seiten sechs Zweige samt noch vierzehn Sprossen, teils fruchtbar abgesenkt, teils fr�hlich aufgeschossen, darin du unsern Stamm gew�rdigt auszubreiten. Ach, la� denselben Segen, der �ber uns von deiner H�he kam, sich wohl vererbt auf ihre Wipfellegen! Befasse sie zusamt der werten Stadt, wo ihnen deine Huld den Sitz beschieden hat, mit starken Adlerfl�geln, und la� der Eltern Gl�ck sich ihnen auch versiegeln! Wir aber wollen dir des hohen Alters Rest, das sich nunmehro bald mit achtzig melden l��t, zum heilgen Dienste ferner weihen und uns mit dankbarem Gem�te an deiner unverjahrten G�te bei jedem Morgenrot erfreuen. 

ARIE UND CHOR

Wirst du unsre Tage mehren, Herr, so sollens dir zu Ehren lauter Jubeltage sein. Denn f�r solcher Gnadenweite schr�nkt sich in ein einzigs Heute unsre Dankbarkeit nicht ein. 

CHORAL

T�glich, Herr Gott, wir loben dich und ehren dein' Namen stetiglich. Beh�t uns heut, o treuer Gott, vor aller S�nd und Missetat. Sei uns gn�dig, o Herre Gott, sei uns gn�dig in aller Not. Zeig uns deine Barmherzigkeit, wie unsre Hoffnung zu dir steht. Auf dich hoffen wir, lieber Herr, in Schanden la� uns nimmermehr. Amen. 

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Tafelmusik (Serenata) zur goldenen Hochzeit des Hamburger Ratsherrn Matthias Mutzenbecher

Georg Philipp Telemann war ein gro�er  Freund und Kenner der Instrumente, deren jedes er mit virtuosen und effektvollen Rollen bedacht hat. Er hat dazu beigetragen, die aItmeisterliche Priorit�t des Vokalen abzubauen und er hat den in der Wiener Klassik besiegelten Triumph der  Instrumentalmusik durch viele Errungenschaften von Form und Besetzung vorbereitet: er war ein Pionier der  instrumentalen Autonomie. Diese unbezweifelbare Leistung Telemanns verdeckt ein wenig den Blick auf sein Vokalwerk, das, anders als die reine Instrumentalmusik, durch die Bindung an Texte dem Milieu seiner Zeit unmittelbar verhaftet und �berdies bestimmt war durch Anlas und Auftrag, wie sie von Kirche und Beh�rde kamen in deren Diensten er stand.

Wollte man sein fast un�berschaubares Werk gliedern, dann st�nden der Zahl nach die Motetten, Kantaten und Passionen im Vordergrund, die er f�r den gottesdienstlichen Gebrauch schrieb. Diesen Werke verwandt sind freie Vokalkompositionen �ber Texte religi�sen Inhalts, wie sie von den Poeten des deutschen Barock  vielfach verfasst wurden, Passionsoratorien zum Beispiel oder erbaulich betrachtende Chorwerke, als deren Kr�nung Telemanns Sp�twerk �Der Tag des Gerichts� angesehen werden kann. Mehr noch d�rften dem  Fortschrittler Telemann Kantaten oder Oratorien gelegen haben,  die der Naturschilderung dienten, Werke, in denen sich jenes humane Lebensgef�hl ank�ndigte, das sp�ter in Haydns �Sch�pfung� und in den �Jahreszeiten� seine h�chste musikalische Erf�llung fand. Telemanns �Singgedicht im Fr�hling� und seine �Tageszeiten� sind als wichtige Vorl�ufer dieser klassischen Meisterwerke anzusehen. Und schlie�lich geh�rte es zu Obliegenheiten als Hamburgischer Musikdirektor, repr�sentative Werke in gemischt vokal-instrumentaler Besetzung f�r offizielle Anl�sse zu schreiben, Festmusiken f�r Friedensfeiern und Staatsempf�nge oder Tafelmusiken f�r die opulenten Zusammenk�nfte der Senatoren, Kapit�ne und Offiziere.

Es ist verbl�ffend, dass der flei�ige Telemann neben der Bew�ltigung solcher Auftr�ge, mit denen er permanent �berh�ft war, noch die Zeit und Kraft fand, um als sozusagen freischaffender Komponist in privatem Auftrag Kantaten f�r famili�re Anl�sse zu schreiben. Das b�rgerliche Milieu inspirierte ihn f�rmlich; die Mutzenbecher Hochzeitsmusik beweist,  wie ernst er auch diese beil�ufige Aufgabe nahm. Da� das Werk erhalten blieb und �berliefert wurde, ist unter anderem der Tatsache zu verdanken, dass der Senator Mathias Mutzenbecher dessen goldne Hochzeit am 20. Februar 1732 von Telemann durch eine Kantate nach Versen von Michael Richey musikalisch ausgeschm�ckt  wurde, eine Familie begr�ndet hat, die heute noch im Rahmen eines weitverzeigten �Familienverbandes Mutzenbecher� Ahnenforschung betreibt und Tradition pflegt.  Diese �Mutzenbecher-Kantate� gibt, einem alten Gemälde vergleichbar, höchst anschaulich Einblick in das bezaubernde Interieur  eines alt-hamburgischen Bürgerhauses, sie ist Kapitel unserer Familienchronik.

Mathias Mutzenbecher, Hamburgischer Senator, Oberalter des Kirchspieles St. Nicolai, Gerichtsherr, Landherr von Hansdorf, Wohldorf und Hamm, Mitglied des Kriegsrates und des Bankenkollegiums, Obrist eines Regimentes und Patron von Kl�stern und Spit�lern, war angesehener, wohlhabender und einflussreicher Mann, er konnte sich eine repr�sentable Jubelfeier leisten. Schon allein die Komposition des gesch�ftst�chtigen Telemann d�rfte nicht billig gewesen sein, teilte sie sich doch in erheblicher L�nge in das geistliche Oratorium zur Einsegnung am Vormittag und in die Tafelmusik  �Wettstreit der leiblichen Gl�ckseeligkeiten des Ehe-Standes�, die den Nachmittag gef�llt haben d�rfte,  nachdem der Nicolaipastor Winckler seine Festrede gehalten hatte, die ebenfalls gedruckt wurde. Musiker und S�nger mussten honoriert werden, kurz, der Senator Mutzenbecher lie� sich, vom gesellschaftlichen  Aufwand dieser vermutlich recht �ppigen Einladung abgesehen, die k�nstlerische Ausschm�ckung seines Ehejubil�ums etwas kosten. Wir verdanken ihm, dass Telemanns Kantate als anschauliches Abbild der b�rgerlichen Kultur in der Stadtrepublik Hamburg auf die Nachwelt kam.

Das festliche Ereignis fand nat�rlich in der neugierigen �ffentlichkeit und in der Presse geb�hrende Beachtung. In Stelzners �Nachricht der Stadt Harmburg� wurde es wie folgt beschrieben: �Herr Matthias Mutzenbecher,  22 i�hriger Rahts-Herr und Subsenior, begieng am 20. Febr. in seinem 79. Jahre mit seiner 68 j�hrigen Eheliebste,  Fr. Marien Catharinen, geborenen Ecken, sein Jubil�um Matrimoniale. Er hat in dieser 50 j�hrigen Ehe mir ihr 14 lebendige Kinder gezeuget, davon 4 S�hne und 2 T�chter am Leben waren, und von diesen hat Er 25 Enckel gesehen.

Die Einsegnung geschahe in des �ltesten H. Sohnes Behausung an der Catharinen Strasse, unter einer angenehmen Vocal- und Inslrumenral-Music. von dem Herrn Senior Wincklern. Zum Vortrag hatte Er die Worte aus dem XXXII.Capit.v.10 des ersten Buchs Mosis erw�hlt.

Der gantze Hoch-Edle Raht, ausser zwo Herren, die wegen �berkommener Trauer nicht daseyn konnten, nebst den 4 Herren Syndici, Pronotario, Secretarien und Archivario waren in ihrem vollkommenen Staats Habit zugegen. Und in solchen setzten sie sich auch nach geendeter Einsegnung zur Tafel.

Ihro Durchl. der Bischoff von Eudin, der Englische Herr Envoye. und der Hof-Marschall, nebst vielen l00 Personen h�rten die Einsegnung mit an.

Bey der Mahlzeit wurde der Wettstreit der leiblichen Gl�ckseligkeiten des Ehe-Standes von H. Professor Richeyen verfertigt, und von H. Telemann in einer angenehmen Music aufgef�hret.

E. Hochedler Raht hatte zum Andenken dieses sonderbaren Jubel-Festes einen gro�en silbernen Spiel-Kumpen machen, und auf solchen eines jeden Herrn Nahmen und Wappen,

auch einen absonderl. Vers stechen lassen. Der Herr Mutzenbecher lie� eine Schaum�nze schlagen, auf der einen Seite war ein Haus gepr�get, aus solchem wuchs ein Wein-Stock, an dessen Ranken waren die Nahmen der Kinder und Kindes-Kinder, an Statt der Trauben gestochen. Auf der anderen Seite waren beyder Eheleute Wappen, und unter solchen Ihre Nahmen und der Tag ihres Jubil�i gepr�get. So lange als die Stadt Harmburg gestanden und seinen Magistrat gehabt hat, findet man nicht, da� eine Magistrats- Person dergleichen Jubil�um Matrimoniale gefeiert h�tte". 

Aber es regte sich auch Wilderspruch angesichts solchen Aufwandes. In einer Studie von Otto Beneke, die sich mit der gedr�ckten sozialen Lage der Schauspieler im Barock besch�ftigte, hei�t es: �mit einer Theater-Direction machte man wenig Umst�nde. Als im Jahr 1732 der wohlemieritierte Senator-Mutzenbecher das Fest seiner goldenen Hochzeit �u�erst feierlich zu zelebrieren gedachte, scheint ihn der Umstand, dass die Elite der Raths- und anderer Musikanten, deren er bedurfte, bei der hiesigen Oper fest engagierte war, wenig genirt zu haben. Indem er seine Collegen, s�mmtliche Herren B�rgermeister,  Syndicos, Senatores und Secretarios dienstfreundlichst invitirte, ihn bei seiner Jubelhochzeit mit dero ansehnlicher Gegenwart zu beehren, trug Herr Mutzenbecher einfach darauf an, zu verf�gen, da� an den Tagen der Solennit�t keine Opern gespielte werden, damit er die Musicos zur Aufwartung haben k�nne. Und der Senat erlie� sofort an die Susanne Margaretha Kaiserin, damalige Directrice der Oper, den gemessenen Befehl, an den gedachten Tagen keine Oper ansetzen zu lassen". In der Tat, der Ratsherr Mutzenbecher war ein einflussreicher Mann. Niemand konnte damals ahnen, dass diese b�rgerliche Repr�sentation, die im Lebensstil des Barock als Selbstverst�ndlich galt, �berdies nachtr�glich gerechtfertigt wurde durch die Freude, die Telemanns Kantate den Musikfreunden einer fernen Nachwelt macht. (nach Karl Grebe) 

Auszuege der Serenade koennen fuer Familienmitglieder als MP3 Datei zur Verfuegung gestellt werden.

Serenade 

Es wirken mit: 

Sopran            Pantyches - charmanter Vermittler im Streit

Alt                   Philotimus - heroischer Verfechter der Ehe

1. Tenor            Eucharius - Verfechter der Liebe

2. Tenor            Macrobius - Verfechter des langen Lebens

1. Bass            Polycarpus - Verfechter der Fruchtbarkeit
2. Bass            Trophimus - Verfechter der Goettin �Pecunia�
und ein Orchester 

Tutti:  

O erhabenes Glueck der Ehe,

Deines Gipfels seltne Hoehe

Steht auf Ehrenstand, Lieb und Treu, hohe Jahr,

Fruchtbarkeit, Geld und Gut erricht`t.

Unvereinigt, unvermehret,

Unbeguetert, ungeehret,

Unbejahret, prangst du nicht. 

REZITATIV - Eucharius:

Der Liebe muss, als Koenigin der Preis

Vor allen zugesprochen werden:

Weil, ohne sie, auf Erden

Der Ehestand von keinem Himmel weiss. 

Polycarpus: Nein diese Koenigin der Unvollkommenheiten

kann hier nichts mehr als einen Stamm bedeuten,

Der kl�glich steht,

Wofern sein frischer Trieb in keine Sprossen geht: 

Trophimus: Die Sprossen dienen nur, den Stamm noch mehr zu qu�len,

Wenn Unterhalt und Nahrung fehlen. 

Philotimus: Tut meiner Ehre doch ihr Recht.

Und glaubt, da� sie voraus ein Ehepaar begl�cket:

Denn, wo Verachtung dr�cket,

Da liebet da erzeugt, da n�hret sichs nur schlecht. 

Macrobius: Was h�lffe Lieb` und Frucht' was n�tzte Gut und Ehre?

Wenn durch des schwachen K�rpers Not,

Ja gar durch bald erfolgten Tod,

Das ganze Gl�ck so gut als ungenossen w�re? 

*Wiederholung Arie Teil 1 

REZITATIV - Eucharius:

Ich lasse die Erfahrung sprechen.

Wo Lieb und Geg�nlieb in treuem Wechsel spielt.

Scheint aller W�nsche Zweck erzielt.

Und r�hrt uns fast kein weiteres Gebrechen. 

ARIE - Eucharius:

Im scherzenden Band vereinter Gem�ter

Besteht der Erde Paradies.

Hier ruhen der Freuden unsch�tzbare G�ter;

Hier n�hrt sich die Ehre; hier st�rkt sich das Leben;

Hier machet ein Nektar von G�ttern gegeben.

Den strengsten Wermut zuckers��. 

REZITATIV Eucharius:

Mich deucht. Ich kann an unserm Jubelpaare,

aus beiderseits vergn�gten Augen lesen.

Es sei, die ganzen f�njzig Jahre.

Kein besserer Zunder ihrer Lust,

Kein gr��res Labsal ihrer Brust,

Als Huld und Gegenhuld gewesen. 

ARIE - Eucharius:

Erlaubet mir, Ihr hocherfahren Beide:

Was gleichet wohl der unerme�nen Freude,

Wenn Herz an Herz und Seel an Seele liegt? 

REZITATIV - Polycarpus:

Erk�hnst du dich, zufragen,

So la� die Fruchtbarkeit dir dies zur Antwort sagen: 

ARIE - Polycarpus:

Wem sein Geschlecht in wackern S�hnen bl�het;

Wer seine Lust an edlen T�chter siehet,

Der schmecket erst, was ungemein vergn�gt. 

REZITATIV - Polycarpus:

Ja, ja, es k�nnen die wohlgeschlungnen Reben dem Hause Zierd' und Anmut geben;

der aber wohnt als ein begl�ckter Mann, der, wenn er Schatten hat, auch Trauben lesen kann. Durch unbekr�nter Hahne Pracht wird Land und Feld nicht mehr als gr�n gemacht.

Allein ein Korn, das seine Wiedersaat auf k�nft'ges Jahr in vollen �hren hat, macht seinen Vorzug offenbar. 

ARIE - Polycarpus:

Der lebt gedoppelt auf der Welt, wer in erw�nschten Kindern lebet.

Sich selbst in wohlgeratnen Bildern der Nachwelt unverg�nglich schildern, ist ein Vergn�gen ohnegleichen, das mit beseelten Siegeszeichen weit sch�ner in die Augen f�llt, als was man sonst zum Schein erhebet. 

REZITATIV - Trophimus:

Was gilt`s o wohlbeerbte Zwei,

Hier treff' ichs, was von Eurer Wonne

Der allerreichste Brunnque1l sei?

Viel1eicht auch nicht!

Es borgt die echte Freudensonne

vom blanken Mammon Strahl und Licht,

Womit Sie in die Vorratskammer scheint.

Kein andrer Wandelstern

Versichert uns so sch�n des lieblichsten Genusses.

Mein Freund,

Im Horn des �berf1usses

Da steckt der wahre Kern.

Vergn�gung, Liebe, fahret wohl!

Wenn f�r das arme Morgen

Ein armes Heute sorgen,

Und eine Last die andre dr�cken soll.

La� aber in den Ehen

Der H�nde Werk vonstatten gehen:

La� Handlung und Gewerb in voller Bl�te stehen;

So wirst du Wunder sehen. 

ARIE - Trophimus: 

Wo der Brotkorb niedrig h�nget,

O wie sicher schl�ft sichs da!

Eine G�ttin ist im Lande,

Die, voraus beim Ehestande,

Lust und Ruhe festzustellen

Unter tausend Freudenquellen

Sich mit Macht zum Vorzug dr�nget;

Und die hei�t Pecunia. 

REZITATIV - Philotimus:

O niedrige Vollkommenheiten,

Worin kein gro�er Geist den Himmel finden kann!

Liegt edlen Seelen denn nichts Ehrbegierigs an?

Und sollte wohl das Gl�ck

Den Auszug seiner Gaben

Dem P�bel selbst gemein gemachet haben?

Nein, nein! ich werfe nur den Blick

Auf die Vortreff1ichkeiten

Der gegenw�rt'gen Jubelg�ste,

Die wie sie diesem Feste,

Also dem ganzen Vaterlande

Die auserw�hltste Krone sind.

Und weil mein teurer Greis in gleich erhabnem Stande

Sich nach Verdienst befindt,

Wodurch Gemahl und Haus zu solchem Glanz gebracht;

So bleibt es ausgemacht:

Die W�rde tut, im Ehegl�ck das beste.

 

Die Ehre wirft, bei Wohlverm�hlten,

Den Anker der Zufriedenheit;

Dem Staube sein Geschlecht entrei�en,

Ein Mitglied hohen Standes hei�en,

Ist, wenn gleich alle Sch�tze fehlten,

Ein Inbegriff der Sch�tzbarkeit. 

REZITATIV - Macrobius:

Ich mu� in euren Sachen des angema�ten Vorzugs lachen.

Es spricht vielmehr f�r mich dies ungemeine Fest, das ein vor tausend Paaren an Lebensjahren begl�cktes Ehepaar so herrlich feiern l��t.

Schaut den geheimen Flu� der Freudentr�nen an.

Seht, wie der Dank zu Gott sich kaum erm�den kann, nicht, weil der Allmacht Hand durch Liebe, durch Geschlecht, durch Gut und Ehestand sie auf so sch�ne Gipfel hebt, nein, weil sie diesen Tag gesund und wohl erlebt.

 

ARIE - Macrobius:

Edle Krone grauer Haare, nichts geht deinem Silber vor.

Unter ungez�hlten Sch�tzen hebt ein Segen hoher Jahre sein ehrw�rdigs Haupt empor. 

REZITATIV

Macrobius: Ist jemand noch, der Zweifel hat, so redet hier die offne Tat.

Philotimus:  Wer f�r die Ehre ficht mit reiflichem Erw�gen, wird anderm Gl�cke sie zu F��en nimmer legen.

Trophimus:  Ich halte noch auf Geld und Speisekammer; wo diese nicht den weichen Teppich spreiten, da bleibts mit allen Herrlichkeiten nur lauter Jammer.

Polycarpus:  Wer vierzehn Kinder zieht, und f�nfundzwanzig Enkel, dem steht sein Ehegl�ck auf festem Schenkel. Und wenn gleich insgesamt davon nur zwanzig leben, so k�nnen sie mir doch schon zwanzig Stimmen geben.

Eucharius:  Dagegen stimmt vielleicht die ganze Welt, da� treue Lieb' allein den ersten Platz beh�lt. 

ARIE - Pantyches:

Sch�ner Wettstreit edler Gaben, fahre fort!

Doch nein, halt ein!

Sei vergn�glich aufgehoben, denn weil hier an allen Seiten scheinbar starke Gr�nde streiten, ist der Sieg nicht mein, nicht dein. 

REZITATIV - Pantyches:

Ihr Freunde, la�t den holden Zwist durch mein gerechtes Unterfangen zum lieblichen Vergleich gelangen:

Indem doch unter euch kein Teil verm�gend ist, mit seiner Gl�ckesart allein ein Inbegriff des ganzen Heils zu sein. Es �berzeuget euch des teuren Mutzenbechers Ehe, worin zugleich von allen G�tern in der H�he, was jeder unter euch des Vorzugs w�rdig hei�t, zusammenfleu�t. 

ARIE - Pantyches:

Wo so viel Strahlen sich vereinen, da sieht man erst ein Licht der Ehe scheinen, das allen Lichtern trotzen mag. Ein so ger�ttelt Ma� des Segens, ein solcher Gu� des reichsten Gnadenregens verdient den h�chsten / sch�nsten Jubeltag. 

REZITATIV - Pantyches: 

Wohlan! So seid vielmehr gebeten, einander huldreich beizutreten.

La�t das, was sonst verteilt, sich angenehm verbr�dern:

Verschr�nket es in eine Segenskette von f�nf unleugbar sch�nen Gliedern;

und an des eitlen Ranges statt, den keiner noch so leicht erstritten hat, bestrebt euch nun mit W�nschen um die Wette.

Eucharius: Mein Herz beginnet sich zu fassen;

die Liebe soll die Fruchtbarkeit vom Mitrang unverdrungen lassen.

Polycarpus: Ich mache den, den Treu' und Huld erfreut, mit einem, der an Kindern reich, nunmehr schon in Gedanken gleich.

Trophimus: Die Nahrung wei� bei mir sich jetzo zu bescheiden, da� sie den Ehrenstand mu� an der Seite leiden.

Philotimus: Die W�rde l��t sich auch behandeln:

Es mag mit ihr das Geld in einem Paare wandeln.

Eucharius, Polycarpus: So wird zugleich des Streits mit Gut und Stand ein Ende.

Trophimus, Philotimus: So reichen wir der Lieb' und Fruchtbarkeit die H�nde.

Macrobius: Schlie�t eure Kette denn kein langes Leben ein? 

Tutti:

O ja! Die soll daran ein Glied von Golde sein. 

ARIE - Philotimus, Eucharius, Macrobius, Polycarpus und Trophimus:

Der hat es auf der Welt im Vorzug hoch gebracht, der, wenn sein Hochzeitsjahr mit f�nfzig schon vermehret, gesund, geliebt, beerbt, beg�tert und geehret mit seinem ersten Schatz noch einmal Hochzeit macht. 

REZITATIV - Pantyches:

Versp�tet nun des Wunsches Opfer nicht und la�t die s��e Pflicht, die dieser seltne Tag sich l�ngst von euch versprochen, nicht ferner unterbrochen. 

ARIE - Eucharius, Polycarpus:

Teure Seelen, bleibt vertraut!

Wachse fr�hlich, edler Stamm! Nichts mu� eure Liebe mindern.

Seht euch selbst in Kindeskindern, ruhmbekr�nte Jubelbraut!

teurer Jubelbr�utigam! 

REZITATIV - Pantyches:

Ist noch was K�stlichs auszufinden, wozu ein Herz, das treue Neigung treibt, mit Freuden Amen schreibt, so la�t, ihr andern, nichts dahinten. 

ARIE - Trophimus und Philotimus:

Geh�ufter Mittel �berflu�, erhabner Glanz von Stand und Namen, verschreibt euch ewig zum Genu�. Beklebt auf Mutzenbechers Samen, da� auch in sp�tster Enkel Ehen an reich und hohem Wohlergehen sein Urbild wieder leben mu�. 

REZITATIV - Macrobius:

Setzt diesen Pflichten noch kein Ziel, ich mu� mich auch zu eurem Opfer f�gen, um mit gesamter Hand die Feier zu vergn�gen.

Die anderen Des Guten tut man nicht zuviel. 

ARIE - Eucharius, Polycarpus, Trophimus, Philotimus und Pantyches:

Mit schwimmenden Augen, mit quillendern Herzen bricht unser vereinigtes W�nschen heraus. O Himmel, erh�re, o Gnade, vermehre die Liebe, die Erben, die G�ter, die Ehre beflamme langwierigem Leben die Kerzen und setze zum ewigen Segen dies Haus! 

REZITATIV - Pantyches:

Bald h�tt' ich selbst entz�ckt kein Wort dazu gesagt.

Allein, wofern bei dieser Lust in meiner Brust f�rs Vaterland sich noch ein Tropfen reget, so sch�tz ich hier die Pflicht nicht v�llig abgeleget.

Auf, auf! Es sei noch eins mit vollem Chor gewagt! 

Tutti ARIE - Pantyches, Philotimus, Eucharius, Macrobius, Polycarpus und Trophimus: O allgewaltiges Geschicke, lege doch ein gleiches Glücke Hamburgs mehrern Vätern bei. Daß in ihrem teuren Orden, wenn sie hochbetagt geworden, oft ein neuer Ehejubel sei. 
(Noces d'or de Mutzenbecher)

 

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Zu Telemanns Amtspflichten als Musikdirektor der Reichs- und Hansestadt Hamburg (1721-1767) gehörte es, anlässlich herausragender gesellschaftlicher Ereignisse repräsentative Werke zu schaffen, oratorische Festmusiken für Gedenktage und Friedensfeiern, Serenaten und Tafelmusiken für die Zusammenkünfte der Hamburger Ratsherren, Senatoren und Offiziere der dortigen Bürgerwehr. Darüber hinaus lieferte er auf Bestellung wohlhabender Bürger auch Kantaten und Tafelmusiken zu familiären Anlässen und Gelegenheiten wie in unserem Fall zum Fest der goldenen Hochzeit des Ehepaares Mutzenbecher am 20. Februar 1732. Von diesem Ereignis berichten Zeitgenossen wie M. G. Steltzner (Nachricht vom Zustand der Stadt Hamburg, Anno 1732) :

"Herr Matthias Mutzenbecher, 22-j�hriger RahtsHerr und Sub-senior, begieng am 20. Febr. in seinem 79. Jahre mit seiner 68j�hrigen Eheliebste(n), Fr. Marien Catharinen, geborenen Ecken, sein Jubil�um Matrimoniale. Er hat in dieser 50j�hrigen Ehe mit ihr 14 lebendige Kinder gezeuget, davon 4 S�hne und 2 T�chter am Leben waren, und von diesen hat Er 25 Enckel gesehen. . .

Der gantze Hoch-Edle Raht, ausser zwo Herren, die wegen �berkommener Trauer nicht daseyn konnten, nebst den 4 Herren Syndici, Pronotario, Secretarien und Archivario waren in ihrem vollkommenen Staats Habit zugegen. Und in solchen setzten sie sich auch nach geendeter Einsegnung zur Tafel. . .

Bey der Mahlzeit wurde der Wettstreit der leiblichen Gl�ckseeligkeiten des Ehestandes, von H. Professor Richeyen verfertigt, und von H. Telemann in einer angenehmen Music aufgef�hret. - E. Hochedler Raht hatte zum Andenken dieses Jubel-Festes einen gro�en silbernen Spiel-Kumpen machen, und auf solchen eines jeden Herrn Nahmen und Wappen, auch einen absonder (lichen) Vers stechen lassen. Der Herr Mutzenbecher lie� eine Schaum�nze schlagen, auf der einen Seite war ein haus gepr�gt, aus solchem wuchs ein Wein-Stock, an dessen Ranken waren die Nahmen der Kinder und Kindes-Kinder, an Statt der Trauben gestochen. Auf der anderen Seite waren beyder Ehe-Leute Wappen, und unter solchen Ihre Nahmen und der Tag ihres Jubil�i gepr�get. So lange als die Stadt Hamburg gestanden und seinen Magistrat gehabt hat, findet man nicht, da� eine Magistrats-Person dergleichen Jubil�um Matrimoniale gefeiert h�tte. Im oratorischen �Wettstreit der lieblichen Gl�ckseeligkeiten des Ehestandes� l�sst der von Telemann in Hamburg oft besch�ftigte Textdichter Michael Richey (1678-1761), Professor f�r Griechisch und Geschichte am dortigen Johanneum, sechs allegorische Personen auftreten und in eloquentem Argumentationsstreit wetteifern, wer von ihnen zum Gl�ck und Wohlergehen des Jubelpaares Mutzenbecher am meisten beigetragen habe. Als  Vermittler im Streit fungiert Pantyches; als heroischer Verfechter der Ehe tritt Philotimus auf; Eucharius argumentiert für treue Liebe, Macrobius preist die Vorz�ge des langen Lebens, Polycarpus lobt die Fruchtbarkeit und Trophimus pl�diert gewichtig f�r das Wirken der Göttin �Pecunia�, f�r Nahrung, Handel und Gewerbe als Basis andauernden Eheglückes.

An Telemanns Vertonung beeindruckt die pr�gnante und fig�rliche Deklamation in den Rezitativen der disputierenden Kontrahenten. In einigen Arien und Duetten benutzt er zur affektvolleren Textausdeutung typische Merkmale beliebter Tanzs�tze (Menuett, Mazur-Rhythmik u. a.). Anfang und Ende der �angenehmen Music" bilden ausdrucksvolle Ensemblesätze, die muntere Eingangs -"Aria (D-Dur; 3/4 Takt): �O erhabnes Gl�ck der Ehe� und die eintr�chtige Schluss-Hymne (D-Dur; 3/4Takt): �0 allgewaltiges Geschicke�. Wirkungsvoll rahmen sie den rhetorisch-musikalischen Wettstreit bzw. die festliche Tafelmusik ein, in der man ein �anschauliches Abbild der b�rgerlichen Kultur in der Stadtrepublik Hamburg" (K. Grebe) erblicken kann. Zur Festauff�hrung am 20. Februar 1732 standen dem Komponisten einige Spitzenkr�fte der Hamburger Oper zur Verf�gung, u. a. die bekannten S�nger M�hring, Riemschneider sen. und jun. sowie Ernst Carl Ludwig Westenholz (aus Weferlingen).(Günter Fleischhauer) 

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Wann Richeys Kiel dem keine Sylb' entf�hrt,

Die nicht der Ewigkeit h�chst werth,

Ein neues Wunderwerk gebiehret,

Und Telemanns bezaubernder Gesang,

Der sch�nen Worte reinen Klang,

Mit neuem Geist beseelt,

mit s��er Anmut zieret,

Macht jenes Poesie, durch ihre Wunder-Krafft,

und dieses Thon, vermischt mit Kunst und S��e,

Die Klugheit zweifelhaft,

Zu wessen Vortheil sich ihr Urtheil wohl entschlie�e?

Dann der geringste Theil von solchen Meisterst�cken

Kan, durch sein kr�fftiges Entz�cken, der Sinnen rege Krafft entr�cken;

Indessen muß der Tadel selbst gestehn:

Daß beydes unvergleichlich schön. (Lobgedicht aus dem Hamburgischen Correspondenten, 9. April 1723) 

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Mark Coles - Bass / great voice

 

Ein Lully wird gerühmt; Corelli läßt sich loben; nur Telemann allein ist übers Lob erhoben. (Johann Mattheson, 1740) 

Im 18. Jahrhundert galt Georg Philipp Telemann jahrzehntelang als der bedeutendste deutsche Komponist. Viele Zeitgenossen nahmen sich seine Werke zum Vorbild. Als Organisator öffentlicher Konzerte erschloss er dem Musikleben einen neuen Bereich. Als Musikverleger trug er daf�r Sorge, dass nicht nur f�r Berufsmusiker und Musikinstitutionen, sondern auch für Musikliebhaber Musiziermaterial bereit stand. In London, Paris und Amsterdam erschienen Nachdrucke seiner Kammermusikwerke.

Nach dem Bekannt werden seiner Kompositionen in Paris lud man ihn in die Stadt an der Seine ein. So hob ihn Barthold Hinrich Brockes als den "ber�hmtesten Componisten dieser Zeit" hervor. 

 

 

Georg Philipp Telemanns Kurzbiographie

1681

Geburt am 14. M�rz als Sohn des Diaconus an der Heilig-Geist-Kirche, Heinrich Telemann, und seiner Frau Maria, geb. Haltmeier, in Magdeburg

Besuch der Altst�dtischen Schule, Unterricht beim Magdeburger Musikdirektor Christiani, Besuch der Domschule, erste Kompositionen

1694

Schulbesuch in Zellerfeld

1697

Besuch des Gymnasiums Andreanum in Hildesheim, Kompositionen f�r Schulst�cke und Lehrb�cher, Kirchenmusik f�r St. Godehard

1701

Reifepr�fung in Magdeburg

1701

Jurastudium in Leipzig, Gr�ndung und Leitung eines studentischen Collegium musicum, S�nger und k�nst1erischer Leiter der Leipziger Oper

1704

Organist an der Neuen Kirche in Leipzig, Komposition von Kirchenmusik und Opern, Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Georg Friedrich H�ndel

1705

Kapellmeister in Sorau (Zary), Komposition von Ouvert�rensuiten, Ber�hrung mit der polnischen Volksmusik

1708

Konzertmeister, sp�ter Kapellmeister in Eisenach,

Komposition von Kirchenkantaten, Festmusiken, Triosonaten, Solokonzerten

1712

Musikdirektor in Frankfurt am Main, Sekret�r und Verwalter der Gesellschaft Frauenstein, Komposition von Kirchenkantaten, Gelegenheitswerken, Orchester- und Kammermusik, Gr�ndung und Leitung eines Collegium musicum, Veranstaltung von Konzerten

1715

Beginn der Verlegert�tigkeit (bis 1740)

1717

Eisenachischer Kapellmeister von Haus aus

1721

Kantor am Hamburger Johanneum und Musikdirektor der f�nf Hauptkirchen, k�nstlerischer Leiter der Hamburger Oper am G�nsemarkt, Veransta1ter �ffentlicher Konzerte Komposition von Kirchenkantaten, Passionen, kirchlichen und st�dtischen Gelegenheitsmusiken, Opern, Opernintermezzi, Kantatenkompositionen, Textdichtungen f�r Vokalwerke

1728/29

Herausgabe der ersten deutschen Musikalienzeitschrift "Der getreue Music-Meister"

1755

Beginn der sp�ten, von gro�en Vokalwerken gepr�gten Schaffensphase

1767

Georg Philipp Telemann stirbt am 25. Juni 1767 in Hamburg.

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